Das Gefühl von „blinden Flecken“ im Hören ist jedem schon einmal begegnet. Damit sind die Momente gemeint, an denen man sich selbst verunsichert fragt, warum man das nicht hören kann, was anderen so wichtig ist:
Der Lehrer spricht über Klangfarben, die sich verändern müssen, die Kollegin über Reibungen in der Intonation, oder im Kreis der Kommilitonen wird die Frage nach dem Wie des musikalischem Ausdrucks heiß diskutiert.
MusikerInnen wissen oft nicht, dass bestimmte neurophysiologische Voraussetzungen der Hörverarbeitung von Kindheit an angelegt sind. (www.musicandbrain.de). Jedes musikalische Training bedeutet eine Verfestigung der angeborenen, gewohnten und somit stark verdrahteten Verarbeitungsbahnen im Gehirn. Wir haben also stabil eintrainierte Hörmuster, die sich nur durch intensive Stimulation von „Unerhörtem“ anregen und verändern lassen. Erst dann erweitert sich unsere Hörwahrnehmung, und wir können immer besser hören und somit verstehen, worum es dem Lehrer, der Kollegin oder den Kommilitonen wirklich geht.
Ein Weiteres kommt hinzu: So wie wir hören, so spielen wir. In unserem Klang können wir nur die Obertöne und Klangfarben bewußt gestalten, die wir differenziert wahrnehmen können. Und nicht immer ist uns MusikerInnen bewußt, was unser Gehirn alles leistet, wenn es Musik und Klang verarbeitet und was diese Verarbeitung in den top-down-Prozessen wiederum in unserem (musizierenden) Körper auslöst.